Regine Schempp
Verdichtung
Malerei und Zeichnung
Linien verflechten sich, kreuz und quer oder parallel verlaufend, zu einem Netz. Es entsteht eine Art Gewebe, das wie eine Haut jung und straff ist oder manchmal durch einen langen Prozess des Alterns tiefe Furchen zeigt. So werden die Linien zu Lebenslinien.
Die Linien erzählen Geschichten aus der Vergangenheit oder legen sich wie ein Vorhang vor das Zukünftige. Sie bilden eine neue Schicht oder sie werden ein Teil des Ganzen. Sie sammeln sich oder lösen sich. Sie werden zu Spuren die geordnet oder im Chaos unterschiedliche Bedeutungen bekommen. Sie schaffen Bewegung und führen in bestimmte Richtungen. Der Betrachter kann den Rhythmus aufnehmen, der in den Linien liegt oder er verweilt mit dem Blick auf der begrenzten Form des Rechtecks. Die Farbe vertieft den Ausdruck der Linien. Farbe und Linien verdichten sich und werden zu einer Einheit.
Es geht Regine Schempp darum nach tieferen Schichten zu graben. Sie interessiert sich für das Darunter, das Dahinter, dass durch die Naturkräfte verändert wird. In einem langen Prozess verändern sich die Dinge: aus Holz und Harz wird zum Beispiel Stein. Es entsteht ein Kreislauf, der Veränderung und Verwandlung beinhaltet.
Es geht der Künstlerin darum zu entdecken, was offensichtlich oder verborgen ist – was entstehen kann.
Wie bei einer Spirale geht der Weg einmal nach außen, ein andern mal nach innen. Die Suche nach raum- und zeitübergreifenden Phänomenen führt zu einer Verdichtung. Diese Verdichtung meint auf der Bildebene die Verdichtung der Linien oder der Farbe, auf der übertragenden Ebene die Verdichtung des Seins.